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Zen, wenn man kein Zazen macht: Die Lehren Sekkei Harada Roshis

„Fliehe die Weisen aller Zeitalter!“ „Geh nicht dahin, wo die Buddhas schon waren!“  (Tong’an Changcha) „Ist es nicht wundervoll, wenn jemand sagt: ‚Ich bin beschäftigt und habe keine Zeit für Zazen‘? Wenn du Zazen praktizierst, um dich wirklich zu vergessen, und einfach zu deiner Arbeit selbst wirst, dann ist das von Anfang bis Ende recht. (…)  Wie kannst du Zazen sein? Indem du das Sitzen vergisst.“  (Sekkei Harada) Im Buch „Unfathomable Depths“ (Somerville 2014) gibt der Zen-Meister Sekkei Harada, Abt des Hosshinji, einen Abriss wesentlicher Merkmale von Theorie und Praxis des (Sôtô)-Zen, ausgehend von den „Zehn Versen unergründlicher Tiefe“ (Shixuantan) des Chan-Meisters Tong’an Changcha (10. Jh.), dessen Linie bereits mit seinem Dharma-Erben geendet haben soll. Im Folgenden Sekkei Haradas wesentliche Aussagen. Wer genau liest, wird den Unterschied zwischen häufig in Foren geäußerten Ansichten von Schülern und diesen eines gestandenen Lehrers erkennen. 1)

Der Irrtum von Tenzin Palmo: Sex durch die Hintertür

"Listen, I'm as big a liar and a cheat as anyone else." (Marian Engel: Sarah Bastard's Notebook. Paperjacks 1974) In der jüngeren Vergangenheit haben besonders drei Darstellungen von Sexualität mein erfreutes Erstaunen, meinen Beifall und mein herzhaftes Lachen ausgelöst, weil sie den verbreiteten Vorurteilen zur Sexualität und der jüngst wieder recht schwermütigen Debatte um #metoo eine fulminante Horizonterweiterung entgegensetzten. Zum einen sind das die Kolumnen einer Edelprostituierten, die sich als Kindfrau vermarktet und in der WELT (unter ihrem Herausgeber Stefan Aust in den letzten Jahren inhaltlich stark verbessert) als "Kanarienvögelchen" Augen öffnendes Insiderwissen preisgibt (unten ein Video, in dem man sie am "Philosophischen Stammtisch" sieht). Zum zweiten ist es die Amazon -Produktion "Caligula" , und hier die Folgen 6 und 16 über recht promiske junge Japanerinnen ("Experienced Girls"), die m

Wie man meditiert (II): Joshu Sasaki Roshis Ratschläge zum Zazen

 "Roshi geht es gut, wenn man die Umstände bedenkt. Eine überwältigende Menge an körperlichem Schmerz scheint der tägliche Zoll zu sein, den dieser 105 Jahre alte Mann zu zahlen hat, damit er am Leben bleibt. Warum bleibt er am Leben? Er hat noch keinen Nachfolger ernannt, der seinen Platz als Lehrer einnehmen soll. Also gibt es niemanden, der bereitsteht und mit den Hufen scharrt, um uns jungen Männern und Frauen zu zeigen, wie man einander liebt. Ich glaube ganz ehrlich, dass das der einfache Grund ist. Das und die Tatsache, dass er jede Menge nahrhaften Fisch und Seetang gegessen hat - und, wie er meint, in seinem Leben zu viele schlimme Sachen gemacht hat. 'Nun muss ich zur Strafe am Leben bleiben.' Diese letzte Aussage kommt der Wahrheit wohl am nächsten." (Shozan Jack Haubner: Zen Berserker. Aurum/Kamphausen 2014) *** "Es geht also nicht darum, dass der 'Marxismus' verwirklicht werden soll. Die Theorie wird durch die Not

Kazuo Inamori - Manager-Mönch Maximen

"Als Anhänger Buddhas sollten wir uns an seine Lehre erinnern, zu erkennen, wann man genug hat." Kazuo Inamori (geb. 1932) wurde 1997 im Enpukuji zum Priester in der Myoshinji-Linie des Rinzai geweiht, nachdem er den Vorsitz des von ihm begründeten Keramikunternehmens Kyocera abgegeben hatte, das mehr als 60.000 Menschen beschäftigt. 1984 hatte er bereits eine nach ihm benannte Stiftung gegründet, die u.a. den Kyoto-Preis vergibt. Als er schon 77 Jahre alt war, drängte ihn die japanische Regierung noch, die angeschlagene Fluglinie Japan Airlines zu sanieren.  Ich möchte einige seiner Anschauungen und Arbeitsthesen wiedergeben. Inamori stellte die Fragen, was der Zweck des Lebens sein könne und wie man als Mensch auf die rechte Weise leben könne, in das Zentrum seiner Überlegungen. Er schlug zunächst vor, sich an den von den Eltern vermittelten ethischen Maßstäben zu orientieren, aufrichtig und ehrlich zu sein und Gier zu meiden. Als wichtigstes Ziel sah er die Vere

Éric Ripert - Buddhist am Herd

Éric Ripert (geb. 1965) ist Koch und betreibt u.a. das mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnete und auf Fisch und Meeresfrüchte spezialisierte Restaurant Le Bernardin in New York. Er fiel mir in der TV-Serie Treme von David Simon ( The Wire, The Deuce ) auf, wo er einmal als "Buddhist" bezeichnet wurde. Tatsächlich steht er dem "City Harvest Food Council" vor, einer Hilfsorganisation ähnlich unserer "Tafel" (wenn auch wesentlich größer), die bis heute über 300 Millionen Kilo Nahrungsmittel rettete und an Bedürftige verteilte. Ripert veranstaltet auch mit anderen namhaften Köchen ein Benefizdinner als Hauptsponsor des Tibetan Aid Project , das 1969 von Tarthang Tulku begründet wurde und bis jetzt u.a. zwei Millionen buddhistischer Textausgaben vor allem an Bibliotheken in der Himalaya-Region verteilte.  Ripert war mit einem weiteren bekannten TV-Koch, Anthony Bourdain, in Frankreich unterwegs, als dieser im Juni 2018 überraschend Suizid beging, wov

Lüge und Heuchelei im tibetischen Buddhismus und bei Thich Nhat Hanh

"(...) die Verwechslung zwischen dem Überbau als allgemeinem Phänomen, d.h. dass bestimmte Gedanken zu einem bestimmten Zeitpunkt notwendig sind, andere unmöglich, und der öffentlichen Lüge. Eine vernünftige Überbautheorie muss bei der Ideologie vollständige Aufrichtigkeit, höchste Anstrengungen und absolute Redlichkeit voraussetzen, bevor eventuell das Gegenteil bewiesen worden ist, Die Philosophen der Aufklärung sind bei Gott keine Heuchler.    Heuchelei, d.h. öffentliche Lüge, wird erst in dem Moment zu einer Ideologie, wo diese gestorben ist und mit künstlichen Mitteln aufrechterhalten werden muss. Dieser Zustand ist ein Sonderfall, und er fasziniert mich. Man stößt darauf in Gesellschaften, die ausgeprägte Harmonietheorien über sich selbst haben." (Lars Gustafsson, Jan Myrdal: Die unnötige Gegenwart. Hanser 1975) Kürzlich hatte ich eine Diskussion auf einem Blog, der sich mit vor allem sexuellem Missbrauch im Buddhismus beschäftigt und von Maß- und Stellungnah

Eine Verbindung von Konfuzianismus und Zen

In seinem neuen Band mit Übersetzungen aus dem japanischen Konfuzianismus, Geisteswelt der Edo-Zeit , stellt Dr. Julian Braun einige Autoren vor, die sich auch mit dem Buddhismus auseinandersetzten, mal ablehnend, mal wohlwollend. Hayashi Razan etwa lernte bei Fujiwara Seika (1561-1619), der sich - vom Buddhismus enttäuscht - den Lehren des Konfuzius zugewandt hatte. Razan und seine Erben gelten als verantwortlich für die neokonfuzianische Doktrin des Tokugawa-Shogunats.     Auch Yamazaki Ansai kam vom Buddhismus und berief sich - wie Razan - vor allem auf die Lehren des chinesischen Neokonfuzianers Zhu Xi (1130-1200). Ansai verband sie mit dem Shintoismus zu Suika Shintô . Der Rônin Arai Hakuseki wurde zu einem einflussreichen Berater des Shoguns Ienobu, besonders in Wirtschafts- und Verfassungsangelegenheiten. Itô Togai hingegen übernahm von seinem Vater Itô Jinsai, der noch als Einsiedler den Buddhismus und Taoismus studiert hatte, die Kogigakku -Schule und die darauf fußende