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Es werden Posts vom November, 2013 angezeigt.

Die Ekstase des Trunkenen ist die des Heiligen

"Ich m ö chte a priori konstatieren, dass Glaube eine Trance ist und dass alles, was dieser Trance nahekommt, am Glauben teilhat. (...) Das Stadium der Trance geschieht dem Menschen beinahe auf nat ü rliche Weise, es braucht nur wenig, es auszul ö sen. Eine Lappalie, ein bisschen Alkohol im Blutkreislauf, eine niedrige Drogendosis, ein  Ü bermass an Sauerstoff, Wut, Ersch ö pfung. Doch dieses Stadium ist nur insofern interessant, als es gelenkt werden kann. Es handelt sich um einen Verlust von Balance, ein Ungleichgewicht, das unbekannte Regionen des Geistes ins Spiel bringt. Tats ä chlich gibt es keinen grundlegenden Unterschied zwischen einem Menschen, der vom Alkohol berauscht ist und einem Heiligen in Ekstase. Und doch besteht ein Unterschied in der Interpretation. Dem Augenblick der Verr ü cktheit geht eine Phase voran, in der das Bewusstsein des Betroffenen schwankt und einen gewaltigen zerebralen Stimulus erf ä hrt. Dies ist die Phase, die eigentlich Ekstase erzeugt und i

Höchstlohn und Spendenfreudigkeit

  Abszess-Einschnitt in einer der Privatkliniken Poi Pets   Geben gilt in Weltreligionen als Tugend. Manche sehen den "Zehnten", also 10 Prozent des eigenen Einkommens, als angemessen an. Andere treiben es - zumindest scheinbar - noch weiter, so etwa Millard ä re wie Warren Buffett und Bill Gates, die sich in einer seltsamen Aktion namens  "The Giving Pledge"  verpflichteten, mindestens die H ä lfte ihres Verm ö gens f ü r "gute Zwecke" auszugeben. Es bleibt ihnen allerdings freigestellt, ob sie dies schon zu ihren Lebzeiten tun wollen.     Als ich k ü rzlich ein Probe-Exemplar der amerikanischen FORBES-Ausgabe bekam, fanden sich darin die 400 reichsten Milliard ä re der USA. Bei genauerem Hinschauen hatte Warren Buffett im letzten Jahr mit seinem Hedge Fund offenbar gut 12 Milliarden USD eingespielt und 20 gespendet. Besitzen tut er offensichtlich noch das Dreifache. Ich am ü sierte mich tagelang f ü rstlich ü ber die Details und Anekdoten, die

Best of Hakuin (II)

(aus dem Sokkoroku kaien fusetsu) Die Zen ü bung, die man innerhalb seiner Handlungen vollzieht, ist derjenigen, die man in der Stille praktiziert, millionenfach ü berlegen. Buddhaschaft verwirklicht sich ohne Zufluchtnahme zu den T ä tigkeiten des Geistes. Ist es nicht das, was das Sutra mit den Worten meint: "Buddhas predigen keinen Dhamma, sie retten keine f ü hlenden Wesen, sie verwirklichen keine Erleuchtung."? Der Buddha-Dhamma besteht darin, das rechte und angemessene zu tun, nicht Wohlstand zu erwerben.  Einst sagte jemand: Reines-Land-Buddhismus dem Zen beizugeben ist wie einem Tiger Fl ü gel anzuheften, einer Katze ihre Augen zu rauben oder ein Segel auf dem R ü cken eines Ochsen zu setzen.   Das Nembutsu, dass buddhistische Heilige in der Vergangenheit praktizierten, richtete sich nicht an einen ä u ß eren Buddha, sondern einzig an den inneren Buddha ihres eigenen Geistes. Wenn jemand euch erz ä hlt, er w ü rde einen Dhamma lehren, der die

Angeborene Moral und das, was uns glücklich macht

Vor sechs Jahren verfasste Peter Singer einen Artikel mit der Frage, ob wir unseren moralischen Ahnungen (moral intuitions) trauen sollten* und zitierte dabei die Versuche von Joshua Greene. Wenn auf einem Gleis ein Waggon heranrollt und man die Chance hat, durch Umstellen einer Weiche den Tod von f ü nf Menschen zu verhindern, die sonst vom Waggon getroffen w ü rden, jedoch auf dem anderen Gleis ein Mensch zu Tode k ä me, entscheiden sich die meisten Probanden daf ü r, den einen zu opfern und die f ü nf anderen zu "retten". Anders, wenn es darum geht, einen Menschen, der neben einem sitzt, von der Br ü cke zu sto ß en, um das Leben von f ü nf anderen auf dem Gleis zu retten, indem man so den Waggon blockiert - hier spielen die meisten Probanden nicht mehr mit. Bei der zweiten Entscheidung zeigte sich mehr Hirnaktivit ä t in den Arealen, die f ü r Emotionen zust ä ndig sind. Singer zieht daraus den Schluss, dass wir unseren Intuitionen gegen ü ber skeptisch sein sollten, de