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Es werden Posts vom Januar, 2012 angezeigt.

Wie der Jade-Buddha
an Phat Hue zerbrach

  Es ist schon eine Weile her, aber den Gag wollte ich doch noch mit Euch teilen. Im Juni letzten Jahres berichtete die Sektenpagode Phat Hue stolz, dass der Jade Buddha in ihrem Odenwalder Zentrum Station mache (unter dem Link ein Filmchen aus ihrem Sympathisantentempel in Hannover). Tja, und was soll ich sagen, nachdem der Jade-Buddha all diese Mönche und Nonnen, die den Thien Son nicht aus der Sangha werfen, und den "Abt" selbst gesehen hatte, da beschloss der Jade-Buddha offensichtlich, Selbstmord zu begehen. Dazu nutzte er seine heiligen Kräfte und verursachte einen Unfall auf der A9. Risse im Sockel, Kratzer, Stoßspuren, weggeplatzte Farbe - zehn Tage musste um sein Leben gekämpft werden. Und der Zopa Rinpoche, der den Kult um den Jade Buddha praktisch erfunden hat, gerne mal 200 Millionen Dollar für einen Bronzebuddha verschwendet und dazu noch ein Vertrauter des Dalai Lama ist, der konnte es auch nicht vorhersehen - obwohl ich diese Sippschaft schon mal über Thien

Die Spuren Seung Sahns
und was Retreats bringen

Letzte Woche überraschte mich eine Pressemitteilung. Der US-Mönch Hyon Gak Sunim, Nachfolger von Seung Sahn und Yale-Absolvent, dem ich selbst mal begegnet bin, sprach an der Uni Regensburg vor angehenden Managern über "Zen und Leadership". Nun hat diese Modephrase also schon unsere Unis erreicht und wird sogar von Zen-Mönchen unterstützt, die sich nachsagen lassen, "drei intensive 100-Tage Solo-Meditations-Klausuren und circa 35 traditionelle 90-Tage Meditations-Klausuren zusammen mit anderen Mönchen" hinter sich zu haben. Wow, denkt sich da der Naive, dann muss da ja wohl was dahinterstecken. Ich hingegen weiß genau, was hundert Tage Einsamkeit so alles bedeuten können, deshalb kann mich das nicht blenden. Dass dann noch so etwas nachgeplappert wird, ist kaum verzeihlich: Der Hyun habe "als erster Westlicher seit der kommunistischen Revolution 1992 in China zum Mönch ordiniert." Und bereits ein Blick auf so etwas wie das folgende Video genügt, um gewar

Kleiner Exkurs:
Organspende in Zen und Buddhismus

Ich fasse hier kurz den Artikel "Organ transplantation as an act of almsgiving ..." (2006) von Tobias Bauer zusammen, der auch die Stellungnahme der Sôtô-Schule zur Organstransplantation übersetzt hat.    Zunächst wird auf prominente Gegner der Organtransplantation wie eine dem Shintô nahe Beweung namens Ômoto sowie den Ôtani-Zweig der Reine-Land-Schule (Jôdo-shin-shû) hingewiesen.    Argumente PRO Organspende führen sie als Akt des Almosengebens (fusegyô) durch das Opfern des eigenen Körpers (shashin) an (so z.B. Umehara Takeshi, der allerdings den Herzstillstand, nicht den Hirntod als Lebensende ansieht). Spendewillige könnten sich in einer "Gemeinschaft der Bodhisattvas" (bosatsu kyôkai) organisieren. Das Handeln des Bodhisattvas bestehe hier darin, sich und anderen von Nutzen zu sein (jiririta no gyô).    Kajiyama Yûichi argumentiert von der Theorie des Bewusstseinsspeichers (arayashiki) aus, die den Hirntod als Tod des Individuums akzeptieren kann. Organspe

Die Bodhidharma-Legenden

Wiki hat sie schön chronologisch zusammengestellt. Erst zur Zeit Dôgens wurde aus dem Sitzen Bodhidharmas vor der Wand ein neunjähriges. Dieses exzessive Zazen allerdings war hier der Ausdruck oder die Angewohnheit eines bereits Erleuchteten, denn Bodhidharma war ja bereits ein "bestätigt Erwachter", als er zum Shaolintempel kam (der Rückschluss, man müsse ausdauernd vor einer Wand hocken, um zu erwachen, ist auch deshalb unlogisch, weil ja schon Bodhidharmas Nachfolger Huike schlichtweg nach einem Dialog mit seinem Lehrer erwachte). Interessant ist auch, dass zunächst das Lankavatara-Sutra, später dann (auch) das Diamantsutra von Bodhidharma an seinen Nachfolger weitergegeben worden sein soll. Es gibt einige umtriebige Buddhisten, wie Thich Nhat Hanh und den Macher von "Dark Zen", die nicht zuletzt deshalb dem Lankavatara-Sutra eine große Bedeutung beimessen (und zum Beispiel einen ständigen Streitpunkt, den Vegetarismus, damit begründen). Tatsächlich kann man sa

Antwort auf Sogens "Offenen Brief"

Da ist noch ein Nachtrag nötig, da Sogen in seinem Blog einen offenen Brief an mich richtet, in dem er auch auf meinen Kommentar unter dem letzten Blogeintrag hier eingeht. Ich will einzelne Punkte herausgreifen. 1) Wie man Druck erzeugt. Die DBU kann Pressemitteilungen und ebenfalls offene Briefe nutzen. Sie kann wirklich alle ihr bekannten Ordinierten der betreffenden Tradition zusammentrommeln usw. Ich hätte noch einige andere Tipps, aber ich sitze da nicht im Boot und müsste schon dafür bezahlt werden, in diesem Laden aufzuräumen. Es ist schlichtweg unmöglich, in der DBU diese Kräfte zu bündeln, weil sie - wie ich in meinem letzten Blogeintrag aufzeigte - unterwandert ist von Gruppen, bei denen das sexuelle Fehlverhalten ihrer Begründer schon geradezu legendär ist. Insbesondere die Anhänger der Ole Nydahl-Fraktion haben sich zudem jahrelang in DBU-Foren stets als ausgesprochen aktive "Bremser" jedweder Aktivitäten gegen Missbraucher gezeigt. Das lässt psychologisch nahe

Zen-Buddhismus und Missbrauch:
Die DBU, Thich Thien Son (Thay)
und Sotetsu Yuzen

Und nun der nötige Nachschlag zu der genannten Sendung "Erleuchtung - nicht garantiert" auf BR 2 (hier der Podcast ). Es ist schon erstaunlich, dass ausgerechnet die DBU, die in ihrer Zeitschrift "Buddhismus Aktuell" gerade wieder Sogyal Rinpoche [Link geht nicht mehr, Januar 2019] hofiert hat, und deren erster Vorsitzender ganz offensichtlich ein Anhänger eines anderen Sexbesessenen, nämlich Chögyam Trungpa ist, als Gegengewicht zu den Zen-Scharlatanen herhalten darf. Sogen, der stellvertretend interviewt wird, hat mich damals im DBU-Forum noch bremsen wollen, als ich dabei war, Thich Thien Son (alias Thay) zu outen, und mir dabei sogar vorgeworfen, schmutzige Literatur zu publizieren (vor allem ein Werk, das Nabokov zu Lolita inspiriert haben soll und nur deshalb aus meinem Programm verschwand, weil es sich nicht verkaufte). Wenn ein Moralapostel den anderen kritisiert, hat das schon was Groteskes. Namen wurden natürlich in der Sendung wieder nicht genannt, d

Der Zen-Schleimi

(Ein Kommentar brachte mich drauf, ich kann es Euch nicht vorenthalten ... Preisfrage: Wo hat er das Vimalakirti-Zitat - "Die Sehnsucht nach sich selbst wecken" - her? Wie auch immer, er trennt Mönchsein und Alltagsleben, er hat nichts begriffen.) Zen und Leadership from Ursache&Wirkung on Vimeo .

Hui-neng vs. Eihei Dôgen

Es wird gerne vergessen, dass der Analphabet Hui-neng (638-713, sechster chinesischer Patriarch im Zen/Chan) bei der ersten Begegnung mit seinem Meister zwar bereits Einsicht in die Buddha-Natur zeigte ("Wie könnten sich die Menschen aus dem Norden und dem Süden in ihrer Buddha-Natur unterscheiden?"), doch zunächst in die Küche abgeschoben wurde. Die hatte zu seiner Zeit noch nicht die Bedeutung, die ihr später Dôgen Zenji im Klosterleben zuwies. So ganz durchschaute ihn also sein Meister wohl noch nicht, zumal Hui-neng dann auch noch immer nicht ordiniert, also Laie war, als er das ihm vorgelesene Gedicht eines Bruderschülers verbesserte und damit endlich auch seinen Meister von seinem Erwachen überzeugte. Dieser riet ihm sogleich, den Tempel zu verlassen. Die Ordination holte Hui-neng zwar später nach, aber als ihm seine Verfolger die Robe klauen wollten, da riefen sie ihn noch "Laie! Laie!". Hui-neng selbst unterschied sich noch weiter von Dôgen, auch wenn der un

Hsu-Yun (1840-1959) übers Zazen

"Im Grunde ist eine Zenhalle fehl am Platz. Zudem bedeutet Chan (Zen) nicht Sitzen (in Meditation). Die so genannte Zenhalle und das so genannte Zen-Sitzen werden nur denen zur Verfügung gestellt, die sich unüberwindbaren (eigenen) Hindernissen gegenübersehen und die in diesem Zeitalter der Dekadenz nur begrenzte Weisheit besitzen." [aus: Lu K’uan Yü, Ch’an and Zen Teaching (1970), S. 35]

Monk-eee

"Schließlich bist du in der Lage, Affen zum Weinen zu bringen, indem du nur eine Augenbraue anhebst ..." (Zenmeister Tetsugen Dôkô in einem Brief an den Meisterbogenschützen Hoshino Kanzaemon) Wer mehr wissen will: Makaken und Männerfreundschaften.

Meine Übertragungslinie

Kürzlich wurde ich auf eine leidige Diskussion um authentische Nachfolger eines so genannten Zen-Meisters hingewiesen. Ich habe dazu folgende Ansicht: Mit religionskritischen und historischen Mitteln lässt sich praktisch jede Zenlinie aufbrechen bzw. als nicht konsistent aufzeigen. Es ist also faktisch nicht möglich, einen heutigen Zenmeister nahtlos in seiner "Übertragung" (des Dharma, des "von meinem Herzen zu deinem Herzen") auf den Shakyamuni Buddha zurückzuführen. Dieses Konstrukt ist nichts weiter als eine Idee, eine Fiktion. Mit der gleichen Berechtigung kann sich jemand, der heute im Geiste Hui-nengs, des 6. (chinesischen) Patriarchen, lebt, natürlich auch in dessen "Linie" sehen. So wie einer behaupten kann, im Geiste eines Nietzsche, Sokrates oder Epikur zu leben. Wenn ich mir anschaue, wer sich so alles auf Hui-neng zurückführt (und vor allem, dass natürlich schon ein Bodhidharma sich von der Lehre des Palikanon und damit des Shak

Zurück in Deutschland:
Der Schulterschluss von Kirche und Phat Hue

Wenn ich mich hier so umschaue, ist alles beim Alten geblieben. Bei einem Spirituellen Filmfest wurden die üblichen Verdächtigen porträtiert (etwa der Theravada-Anhänger Thich Nhat Hanh) und diverse kirchliche Einrichtungen kooperierten u.a. mit der Pagode Phat Hue (jaja, und das Tibethaus war auch im Boot, obwohl die doch gar nix mehr mit denen zu tun haben wollten). Kirche und Phat Hue - was waren da noch mal die Gemeinsamkeiten? Ja, richtig.  Wenn ein Bundespräsident nicht bei seinen Freunden übernachten darf (eine blöde Fernsehtante meinte, er könne schließlich dafür bezahlen), dann braucht ein eitler Abt auch keinen Lexus, das ist klar. Aber ich will ja nicht auch noch beim "Alten" stehenbleiben. In Foren kämpft weiter die Dogen-Fraktion um ihr spezifisch japanisches Verständnis des Zen und des Klosterlebens mit seinen Ritualen und Gelübden, ohne dass die Zen-Mönche eigentlich als solche gelten können. Manche User sind da zuletzt recht still geworden, ob das daran lieg