Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom Juli, 2011 angezeigt.

Von Tieren und Menschen

Ich sollte mal mehr fotografieren, dann würde mein folgender Beitrag anschaulicher. Zunächst brüteten Amseln unter dem Schuppendach meiner Mutter vier Eier aus. Wie ich las, kommt aus einem Gelege von Amseln in der Regel statistisch nur "ein halbes" Junges durch. Eines Tages fiel das erste aus dem Nest, und es kam mir noch etwas klein vor, wobei es natürlich auch im Nest schon recht eng zugehen musste. Ich legte es also zurück, zumal ich mich von dem Ammenmärchen, dass die Jungen - erst einmal von Menschen angefasst - verstoßen würden, verabschiedet hatte. Der Vogel reckte allerdings schon da auffällig seinen Kopf in die Höhe. Kurz danach flog er wieder raus (oder wurde herausgedrängt). Bald darauf ein weiteres Junges. Es hüpfte gleich frech in einen offenen Schuppen und platzierte sich irgendwie auf einer Leitersprosse. Um das behinderte Junge, das wie spastisch den Kopf bewegte, kümmerten sich beide Eltern geradezu rührend. In den folgenden Tagen deuteten seine vergeblichen

Dôgens EIHEI KOROKU (VI):
Das Abwerfen von Sutren und Geboten

Dôgen sprach in der Vortragshalle: "Einige sind herausragend genug, um Mitternacht in Schuhe zu steigen und Bodhidharma seiner Augäpfel zu berauben; einige sind bedeutend genug, bei Tagesanbruch unter einer Kapuze Hsi-tang an der Nase zu ziehen. Sie kommen und gehen wie der Klang von Frühling und Herbst. Ihr Kommen ist für ihr Gehen, was die Sonne für den Mond ist. Ihr gesamter Körper zeigt ein freies Wirken wie einer, der des Nachts mit dem Handrücken nach seinem Kissen sucht. Manche sind überragend genug, sich einen Arm abzuschneiden, ihn Bodhidharma darzubringen und später selbst dessen Dharma zu übermitteln, nachdem sie dessen Mark erfasst haben. Dennoch ist es nicht zu erlangen, bis man das Tor des Dharma jenseits des Buddha entriegelt hat. Was ist dieser Riegel?          Er bedeutet, Sutren, Vinayas und Abhidharmas des Gautama abzuwerfen und die Melodie von fallenden Pflaumenblüten auf einer Eisenflöte zu spielen."

Dôgens EIHEI KOROKU (V):
Die Buddha-Natur des Hundes

      "Ein Mönch sprach zu Chao-chou: ‚Hat ein Hund die Buddha-Natur?‘ Chao-chou antwortete: ‚Ja.‘ Als ein anderer Mönch die gleiche Frage stellte, verneinte Chao-chu jedoch. Wenn wir diese herausragende Geschichte studieren, entdecken wir das Prinzip von Sein und Nicht-Sein. Wollt ihr dies vollständig verstehen?          Die Buddha-Natur hat eine Nase zum Dranziehen. Ein Hund hat keinen Kopf und keinen Schwanz, den man ergreifen könnte. Doch die Buddha-Natur dringt stets in den Hundekörper ein, und eine Katze wirft Kätzchen."

Dôgens EIHEI KOROKU (IV):
Das Anpassen der Lehre

"Ein herausragender Lehrer legt frei die unzähligen Lehren dar und nimmt je nach Auffassungsgabe der Zuhörer verschiedene Formen an. Zen-Übende bezweifeln dies, doch können sie es nicht erkunden. Warum nicht? Könnt ihr es verstehen? Ihr solltet den Geist eines alten Zen-Meisters vollständig verwirklichen, und zwar nicht in Worten, sondern durch euren Körper." Diese Stelle birgt ein Problem. Es ist das der selbstreferentiellen Zen-Sprache und des damit einhergehenden geschlossenen Gedankensystems - der "herausragende" Zen-Meister (den wir uns natürlich wünschen) lehrt stets je nach Auffassungsgabe der Zuhörer, mit anderen Worten: Er sagt und tut ("durch den Körper") stets das Richtige. Es würde sich dann folglich nicht geziemen, ihn zu kritisieren. Der herausragende Lehrer wird so schier unantastbar. Das sollte jedoch nicht sein. Dôgens Denken ist hier idealistisch. Das Lehren "je nach Auffassungsgabe" impliziert zudem a) eine homogene Zuhörersc

Dôgens EIHEI KOROKU (III):
Die Dinge sehen, wie sie sind

          Am 15. Tag des zehnten Monats im Jahre 1236 verbrannte Dôgen bei der Eröffnungszeremonie der Vortragshalle im Tempel Kôsho-ji [1] Weihrauch und betete für den Frieden aller Seelen. Später sagte er: „Ich habe mich nicht in vielen Klöstern aufgehalten. Sobald ich Ju-ching [2] sah, erkannte ich klar, dass meine Augen horizontal und meine Nase vertikal angeordnet sind. [3] Ohne von anderen getäuscht worden zu sein, kehrte ich mit leeren Händen nach Japan zurück. Darum bin ich nun ohne Buddhismus. Ich habe mich eine Weile dem Lauf der Dinge überlassen. Am Morgen geht die Sonne im Osten auf, in der Nacht zeigt sich der Mond im Westen. Wolken haben sich zerstreut und die Berge zeigen sich deutlich. Der Regen hat aufgehört, und die benachbarten Berge erscheinen niedrig. Was bedeutet dies?“ Nach einer Weile fuhr er fort: „Alle vier Jahre ist ein Schaltjahr. Ein Hahn kräht früh am Morgen.“ Dann erhob er sich für eine kurze Zeit auf dem Podium und stieg schließlich herab. So beginn

Dôgens EIHEI KOROKU (II):
Ist Kausalität erblich?

"Der zwanzigste indische Patriarch Jayata sagte einst zum Ehrwürdigen Kumâralabdha: ‚Obgleich meine Eltern üblicherweise Zuflucht zu den Drei Schätzen nehmen, waren sie oft Krankheiten und finanziellem Unglück ausgesetzt. Unser Nachbar wiederum, der ein candâla [1] ist, erfreut sich bester Gesundheit und Reichtum. Welches Glück hat er – und welches Unglück ich?‘ Der Ehrwürdige antwortete: ‚Dein Zweifel kann leicht zerstreut werden. Die karmische Vergeltung von Gut und Böse geschieht in drei Zeitabschnitten. Gewöhnliche Menschen, die Gütige jung sterben und Gewalttätige lange leben oder Heimtückische glücklich und Aufrichtige unglücklich sehen, denken, dass Kausalität nicht existiert und Glück und Unglück folglich nicht damit in Verbindung stünden. Sie sind sich nicht dessen bewusst, dass ein Schatten seiner Form so folgt wie ein Ton seiner Stimme. Das Gesetz der Kausalität wird selbst im Verlaufe von einer Milliarde Kalpas nicht vergehen!‘ Als er diese Worte hörte, wurde Jayata u

Klischees über Klischees:
Buddhismus Aktuell zum Fleischkonsum

Da packte mich schon bei der Sichtung der Beiträge zum aktuellen Heft 3/2011 von "Buddhismus Aktuell" , gewissermaßen das Sprachrohr der DBU, der Zen-Zorn. Thema: leben & essen. 1) "Auf Fleisch zu verzichten bedeutet, Leben zu erhalten." (S. 22) Das mag für den Amazonas-Indianer im Urwald gelten, der ohne Fleisch an Mangelerscheinungen erkranken dürfte. Für den Westler ist das Gegenteil richtig. Kühe, Schweine und Hühner werden gemeinhin gezielt für den Fleischkonsum gezeugt, die Milchkuh und die Legehenne erfüllen ihren eigenen Zweck. Die anderen Tiere gäbe es praktisch nicht, wenn man sie nicht essen könnte, sie würden dann also erst gar nicht leben. Ergo bedeutet auf Fleisch zu verzichten, Leben zu verhindern. Nun bleibt die Frage, ob ein Leben prinzipiell lebenswert ist, auch wenn es nur im Stall oder in engen Käfigen stattfindet. Zumindest für die frei laufenden Haustiere mag man das bejahen. Der nahe liegende Vergleich zu ihrem Leben wäre der mit ei

Dôgens EIHEI KOROKU (I):
Ist Spaß teuflisch?

[In den kommenden Wochen werde ich Textstellen aus Dôgen Zenjis "Eihei Koroku" kommentieren, das im August zum ersten Mal in deutscher Übersetzung erscheint. Dabei werden sowohl Dôgens Schwächen wie auch Stärken verdeutlicht.] "Was wir Erleuchtung nennen, ist sehr schwer zu verwirklichen. Es liegt jenseits von Denken und Unterscheidung oder Scharfsinn und Klugheit. Dennoch glauben gewöhnliche Menschen, dass sie vollständige Erleuchtung verwirklicht hätten – und sind vom Teufel des Scharfsinnes getäuscht – und dass sie das Verdienst des Dharma erlangt hätten – und leiden doch nur unter der Krankheit von Ruhm und Gewinn. Wie könnten wir behaupten, dass sie nicht in die Irre gehen? Mönche! Ihr müsst sogleich sorgsam den Dharma studieren, diesen Teufel unterwerfen und die Krankheit von Ruhm und Gewinn heilen.    Der ‚Teufel‘ verwandelt sich selbst in Eltern, Lehrer, Brüder, Angehörige, Freunde und Diener und verleitet häufig mit Macht die Übenden, den Weg zu vernachläs

"Das Patriarchen-Zen ist ein Geschwür ..."

... und es wird vergehen. So hörte ich mich selbst vor ein paar Tagen reden. Als ich abends darüber nachdachte, wollte ich diesen Ausspruch noch der auf meinen Kopf brutzelnden Sonne anhängen, doch dann wurde mir klar, wie gut er die heutigen Probleme insbesondere des Zen zusammenfasst. Hier sind meine Beobachtungen und Erkenntnisse: 1) Wer eine "Laufbahn" im Zen anstrebt, hängt sich an einen "Meister". Das System Meister-Schüler wird in der Lehre begründet, und eine Klosterausbildung mit jahrhundertealten Vorschriften wird selbstreferentiell aurecht erhalten: Man werde erst verstehen, dass alles so recht ist, wenn man sich diesem verschreibt. 2) Wer das nicht machen will und trotzdem ein "Meister" oder "Lehrer" sein, der dichtet sich in der Regel eine Ausbildung und die Zugehörigkeit zu einer "Linie" zusammen (wie Thich Nhat Hanh, Thich Thien Son, Zensho Kopp usf.). Selbst die Fakes unter den angeblichen Zen-Meistern achten al

Ein paar Zwischenmeldungen ...

Wer sich schon immer mal mit dem Bhagwan-Hype beschäftigen wollte, könnte bald seine Freude an diesem Film haben: Sommer in Orange. Marcus Rosenmüller, der den urkomischen "Wer früher stirbt, ist länger tot" drehte, hat ihn wieder im tiefen Bayern angesiedelt.  Kürzlich spekulierte ich hier über die Folgen des Atomausstiegswahns, der die weltweit bekannte "German Angst" aufs Neue vor Augen führte. In der Zeitschrift "Wirtschaftswoche" (Nr. 23/2011) wurde eine deutlich andere Prognose gemacht. Dort wird der Anteil an der Energieversorgung im Jahr 2020 so gesehen: Geothermie: 2-5 % Wasserkraft: 6 % Fotovoltaik (Sonne): 7-9 % Biomasse: 10-12 % Windkraft: 17-25 % Konventionelle Kraftwerke: 30-60 % Das heißt: etwa zur Hälfte dreckige Kohle und teures Erdgas. Darüber mag ich mich nicht freuen. Genauso wenig wie über dies: "(...) Migrationsbeauftragter von Neukölln, rechnet so: Von den 204 jugendlichen Serienstraftätern im Bezirk hat fast die Hälfte ein

Die Stümper von SKY und ALICE

Nun ist es an der Zeit, mal ein bisschen über die Konsorten von SKY und ALICE zu schreiben. Weil mir ein ALICE-Mitarbeiter einst unaufgefordert deren Filmangebot mit entsprechendem Receiver aufschwatzen wollte und dann der Vertrag nicht so aussah wie am Telefon zugesagt und deshalb der Receiver gleich zurücking und die Sache schließlich meinen Anwalt beschäftigte, hatte ich mich auf die kürzliche  Bestellung meines SKY-Receivers  entsprechend vorbereitet (P.S.: Bin Fußballfan und will eine Serie sehen, die es nur dort gibt).  Normalerweise heißt es, wenn man die Bestellhotlines dieser Unternehmen anruft, Gespräche könnten zu Schlungszwecken mitgehört oder aufgezeichnet werden. Ich sage nun meinerseits manchmal: "Haben Sie etwas dagegen, wenn ich dieses Gespräch aufzeichne?" Und beim letzten Mal hatte ich jemanden bei mir, der mithörte, wie ich mehrfach sagte, ich würde mich auf das Angebot des HD-FESTPLATTEN-Receivers in einer Tageszeitung beziehen - was die SKY-Tante auch m