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Es werden Posts vom Juni, 2011 angezeigt.

EHic: Noch ein Cocktail ...

[Beitrag für einen Stadtschreiberwettbewerb der Stadt Triberg, in der einst Hemingway weilte] Liebe Stadt Triberg, ich schreibe Ihnen aus einem Reich der Träume und der Erinnerung, das ich mit unzähligen Geisterwesen teile. Es würde Wochen dauern, Ihnen dieses Reich verständlich zu machen, weshalb ich mich damit gar nicht aufhalten möchte, wo Ihre Zeit doch so viel kostbarer ist als meine. Nur soviel: Sie sollten einmal überlegen, ob es nicht eine feine Idee wäre, eine Kuckucksuhr mit einem Torero zu erfinden, der zu jeder vollen Stunde hinter einem Türchen hervortritt, während aus einem zweiten ihm ein Stier entgegenkommt. Statt des Rufes eines Kuckucks würde man den Applaus von Zuschauern vernehmen, und um Punkt Zwölf könnte der Torero vielleicht gar dem Stier unter lautem Gejohle einen tödlichen Stoß versetzen. Als ich von einer solchen Uhr träumte – und Sie müssen wissen, wir haben hier kein Kino und unsere Träume erscheinen uns so kristallklar wie Ihnen heute Ihre digitalen Fi

Aufruhr?
Heute mit Gewinnspiel!

(Es gibt neue Kommentare zum Blogbeitrag "Anshin Thomas", siehe rechte Leiste. Wer da war, sollte mal darüber berichten. Hat offenbar für Unruhe gesorgt.) [Den heutigen Text verfasste ich einst aus Zorn über zwei Politiker. Wer weiß, welche beiden ich meine, kann zwei Romane aus meinem Verlag gewinnen. Antwort bitte an schnippschnupp (at) yahoo.de] La Le Lu Den Kellerschrank zersägt-zerlegt, hämmernd und zimmernd unentwegt am Galgen, den ich Vertretern bau, ihr Handeln schwach und mächtig lau. Der eine mit hehrem Friedensgesäusel – er selbst wohnt im Millionenhäusl – sagt Kämpfern auf den Philippinen, die gnadenlos ihr Land verminen: ‚Haltet ein und lasst sie leben, wir werden euch Millionen geben. Es gibt hier keine Männer mehr, kein Anstand nicht und keine Ehr, drum fordert nur, was ihr denn wollt, gern zahlen wir Erpressers Sold.‘ Und wenn der eine Friedensmacher – er weiß, er braucht ja keine Lacher – Soldaten schickt in Jugos Land, als seines Glückes Unterpfand, im

Haschkekse

(Erinnerungen an die Studienzeit ...) Haschkekse. Damit wollen sie mich jetzt überzeugen. Ein paar Kumpels, denen ich immer wieder – während sie an ihren Joints saugten – versicherte, das Zeug würde bei mir nicht wirken. Außer einem starken Reizhusten und barbarischen Kopfschmerzen am folgenden Tag passierte auch das letzte Mal wieder nix. In der Neuen Revue hatte ich mal gelesen, dass Menschen, deren Endorphinausschüttung auf Spitzenniveau funktioniere, nicht zu Alkoholikern oder Drogenabhängigen würden, weil sie sich den Kick aus sich selbst holten. Nicht, dass meine Kumpels abhängig wären, aber irgendwie gehört der Joint bei ihnen sogar zum Scrabble spielen. Nach einer Weile fangen sie an, unentwegt zu labern, und alles wird für die Haschpapis lustiger als für mich. Ich erinnere mich lieber an diese Klasseszene aus einem Werk der Coen-Brueder, The Hudsucker Proxy, als ein dicker Geschäftsmann aus einem Wolkenkratzerfenster in den Tod springt und unterwegs den unten stehenden Leut

Kakerlaken

Ich buchte ein billiges Hotelzimmer in Thailand. Weil es keine Sterne hatte, hängte ein Ami-Tourist die US-Flagge aus seinem Fenster, um es etwas aufzuwerten. Ich musste am Tag so etwa fünf Kakerlaken von guter Daumengröße erschlagen, normalerweise mit meinem ausrangierten Adidas- Turnschuh, den ich danach sorgfältig abspülte. Im Supermarkt hielt ich nach Fallen Ausschau. Ich stellte so eine perfide mit Bananstücken vor die Tür, da fraßen die Tierchen gleich noch ein bisschen Gift mit. Am nächsten Tag hatte ich noch mehr Kakerlaken im Zimmer. Sie hatten die Falle irgendwie übersehen. Ich strich die Falle mit Leuchtfarbe an, aber das brachte auch nix. Dann fuhr ich für zwei Tage auf eine Insel. Als ich zurückkam in mein Hotel, liefen etwa zwanzig Kakerlaken durch mein Zimmer, ein paar lagen tot herum, einige fraßen sich gegenseitig auf, und: Zwei hatten es gewagt, mein Bett zu besteigen! Ich schlug alles tot, und manches noch toter als tot, was braun und ekelhaft aussah. Steckte es in e

Big Shit!

(Vor vielen Jahren an einen Satire-Wettbewerb geschickt ...) Sonntags ging ich mit neun fremden Menschen in die Container. Dort wollte ich 100 Tage ausharren, um eine Viertelmillion gewinnen zu können. Dabei wurde ich – mit den anderen – ständig von Kameras beobachtet, von einem Millionenpublikum im Internet und am Fernsehbildschirm. Ich hatte eine Strategie. Alle 14 Tage mussten wir zwei aus unseren Reihen benennen, die die Container verlassen sollten. Nach dieser Nominierung entschieden die Fernsehzuschauer innerhalb einer Woche telefonisch, wer von den Genannten – das konnten bei Stimmengleichheit mehr als zwei sein – aus dem Haus verschwinden musste. 1.       Tag: In meinem mitgebrachten Utensilienkoffer befinden sich allerhand Dinge, die ich im Laufe des Spiels einsetzen werde. Das Abführmittel, das ich heute ins von mir selbst zubereitete Mittagessen kippe (Wirkstoff: Natriumpicosulfat), habe ich als für mich „medizinisch notwendig“ durch die strenge Kontrolle der Showverant

Goodbye, Fischer!

[Am 2. April dieses Jahres starb, nur 40jährig, der Popjournalist Marc Fischer . 2001 hatte ich für die damals populäre Plattform "Höfliche Paparazzi" ein paar erfundene und leicht durchschaubare "Star"treffen - u.a. mit mir selbst ;-) - verfasst, um diesen Hype auf die Schippe zu nehmen und ihm den Spiegel vorzuhalten. Fischer widmete ich mich, weil er in seinem Erstlingsroman eine Samurai-Fibel zitierte, deren Übersetzung mein Leben kurz zuvor einschneidend verändert hatte: Nicht nur habe ich mich seitdem mehrfach an ihren Rat gehalten, ihr Erfolg ermöglichte sogar erst meine Zen-Publikationen. - Der folgende Text spielt also mit Identitäten.] Ich traf mich mit einem Freund, um über den ersten Roman von Marc Fischer zu reden. Darin kommt eine Samurai-Bibel namens Hagakure vor, die dieser Freund übersetzt hatte. Außerdem kannte er Marc Fischer noch von seinen Kolumnen im Trendmagazin Tempo , dass zu einer Zeit erschienen war, zu der ich noch die Bravo hätte lese

Geben Sie mir nun Ihre Karte!

Im folgenden Roman nehmen Menschen Forgettol, um zu vergessen, und Akzeptol, um die Dinge anzunehmen, wie sie sind. "'Ich muss den Stand Ihres Karmas wissen.'    Er war zu verzweifelt, um sich in wirkliche Empörung hineinzusteigern. Er griff bloß in seine Jackettasche und schob mir die Plastikkarte über den Schreibtisch zu. Während ich sie durch meinen Taschendecoder zog, vermied er jeden Blickkontakt.    Sie war leer. Der Magnetstreifen auf seiner Karte war komplett gelöscht. Der Junge stand auf Null; das bedeutete, er war ein toter Mann. Ich nahm an, er wusste das.    Wenn das Inquisitionsbüro deine Karte auf Null setzte, hieß das, du durftest dich nicht mal dabei erwischen lassen, die Tür einer öffentlichen Bedürfnisanstalt laut zuzuschlagen, ohne dass dein Karma-Status ins Minus sank." (Jonathan Lethem: Der kurze Schlaf. Köln 2003)

Sogyal Rinpoche auf Wikipedia.de +
nochmal Thich Thien Son ("Thay")

Hier meine versuchte Ergänzung zu einem weiteren offenbar Sexbesessenen, den die "Deutsche Buddhistische Union" (DBU) noch 2009 hofierte: "Im Jahr 2009 distanzierte sich die irische Staatspräsidentin Mary McAleese, in deren Land er ein großes Zentrum betreibt, von Sogyal Rinpoche, nachdem bekannt geworden war, dass er in den USA ein Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs einer Schülerin (mit einem Streitwert von 10 Mio. USD) außergerichtlich beigelegt hatte. Vorwürfe dieser Art waren gleich von mehreren Schülerinnen gegen Sogyal Rinpoche erhoben worden.[9]" ( Quelle ) Kann man im Moment oben unter "Ungesichtete Änderungen" aufrufen. Bin gespannt, ob's reinrutscht. Und dann, oh Wunder, gab es gleich zwei Versuche, Thich Thien Son (TTS) über meine Kommentarfunktion zu verteidigen. Eine Person gab sich als "Journalist" aus, verlinkte aber ihren Namen auf die Startseite eines Onlinedienstes, eine andere Person gab heute ein paar Stunden

Joko Beck im Hospiz

Ein deutscher Zen-Lehrer erzählte mir einmal, warum sich Joko Beck von Joshu Sasaki Roshi distanziert hatte: Der alte Knacker hätte sich an ihre junge Tochter herangemacht. Ich wollte dazu kürzlich noch eine Stellungnahme der Amerikanerin einholen, aber ihr ging es gesundheitlich schon nicht mehr gut. Inzwischen hat ihre Tochter sie ins Hospiz gebracht. Joko Beck isst nicht mehr viel (außer Eis) und verliert an Gewicht , es geht zu Ende. Ihre Bücher fand ich einst gut lesbar, einen "gemischteren" Eindruck machte sie in diversen Youtube-Clips. (Anm.: Joko Beck starb am 15. Juni 2011. Ihre letzten Worte sollen laut Joan Halifax gewesen sein: "This too is wonder." - kolportiert Wikipedia. Wir werden also alle noch unser blaues Wunder erleben ...)

Wie Erwartungshaltungen Urteile bestimmen ...

... zeigte sich, wo wir gerade beim Thema waren, ebenfalls in Cannes. Dort wurde im Mai "The Tree of Life" von Terrence Malick zum Gewinner der Goldenen Palme gekürt - und von zahlreichen Kritikern gelobt. Bei der dortigen Vorführung selbst gab es jedoch auch laut vernehmbare Buhrufe. Wieso scheiden sich an ein und dem gleichen Kunstwerk so sehr die Geister? Ich glaube, es liegt daran, dass manche Menschen in ihren Erwartungen einfach nicht enttäuscht werden wollen, ja dies einfach nicht zulassen können. Die Premiere dieses Filmes wurde mehrere Jahre lang verschoben. Regisseur Terrence Malick hat sich in der Filmwelt durch sein öffentlichkeitsscheues Benehmen und seine geringe Anzahl von Werken einen ähnlichen Ruf wie einst J. D. Salinger in der Literatur erworben. Als Poet des Kinos geschätzt, versuchte er sich nun an einer Darstellung der Schöpfungsgeschichte. In den ersten dreißig Minuten meint man einen  irgendwie bekannten Beitrag von National Geographic zu sehen, bl

Der geistige Atom-SuperGAU Deutschlands

Vor einiger Zeit rief ich noch zu einer einstündigen Stromsparaktion auf. Das würde ich heute nicht mehr so unbefangen tun. Im kommenden Winter drohen uns nämlich ungewollt sowieso Stromausfälle, weil die hörige Herde der Panikneurotiker beschlossen hat, uns bewährte Energiequellen zu versagen. Wenn dann erst mal tatsächlich Rechner um Rechner abstürzt, werden sie noch was zu hören bekommen, denn es geht ja heutzutage längst nicht mehr um ein bisschen Dunkelheit oder ein paar Sekunden weniger TV-Unterhaltung.    Ich habe mir hier eine schöne Übersicht aus der Zeitung gerissen, die ich einem Freund zeigen will, der tatsächlich glaubt, die Welt könne diesmal am deutschen Beispiel genesen, nämlich unseren "beispielhaften" Atomausstieg nachvollziehen (wie man bereits aus anderen Ländern - außer der Schweiz , die sich noch mehr in Schwierigkeiten bringen dürfte - hört, dürfte das nicht ohne Weiteres geschehen). Die Solarwirtschaft hat schön vorgerechnet, wie wir den Weltenergiebed

Wer ist ein Nazi?

In einem intelligenten Beitrag hat der ehemalige Oberstaatsanwalt und immer noch Filmspezialist Dietrich Kuhlbrodt - pikanterweise in "der Freitag" - eine Art Verteidigungsschrift für den Filmemacher Lars von Trier verfasst, der bei den letzten Filmfestspielen von Cannes zur persona non grata erklärt worden war, nachdem er auf einer Pressekonferenz zunächst seine Vorliebe für nationalsozialistische Ästhetik, dann den Wunsch, ein Jude zu sein bekundet und schließlich gesagt hatte: "Ich bin ein Nazi." Mir war sofort klar, dass man einen solchen Satz aus seinem Mund wie aus dem eines Harald Schmidt nehmen sollte, als blanken und herausfordernden Zynismus. Denn ich hatte ihn schon einmal gehört, vor vielen Jahrzehnten von meinem Vater. Damals hatte ich ein wenig Ahnenforschung betrieben und mich u.a. mit dem Dritten Reich befasst. Schließlich stellte ich die Frage, die so viele Söhne ihren Vätern stell(t)en, wenn diese am Zweiten Weltkrieg teilnahmen. Mein Vater wa