Direkt zum Hauptbereich

Posts

Es werden Posts vom März, 2016 angezeigt.

Brad Warner-Bullshit: Erleuchtung und Regeln

Wie letzte Woche (auch im Kommentar) angekündigt, möchte ich den Unterschied zwischen einer beschränkten buddhistischen Ethik - und dem Gefangensein mancher Buddhisten darin - zu einer tieferen moralischen Grundhaltung, wie sie meines Erachtens aus tatsächlicher Erkenntnis ("Erwachen") entspringt, weiter verdeutlichen. Letzte Woche wies ich schon darauf hin, dass man sogar hermeneutisch, also durch Interpretation von Texten und Tradition, in der Lage ist, fundamentalistische Deuter zu wiederlegen, die aus dem Dharma ableiten, weder der Organspende noch der Sterbehilfe oder dem selbstbestimmten Suizid zustimmen zu können. Ich denke, dass damit schon angedeutet wurde, wie eine weiter gefasstere, empatherische buddhistische Ethik aussehen könnte, als sie viele Dogmatiker, die auch im Internet die Mehrheit zu stellen scheinen, vertreten.      Heute dient mir ein Beitrag Brad Warners über "Erleuchtung und Jungfräulichkeit" als Ausgangspunkt. Vorausgeschickt werden mu

Buddhaland-Bullshit: Selbstmord

Ich möchte in Zukunft seltsame Ansichten aus anderen Blogs oder Foren aufgreifen, bevorzugt wahrscheinlich aus dem "Buddhaland" (eine unerschöpfliche Fundgrube groben Unsinns) und von Brad Warner. Verweisen möchte ich auch auf meine kleine Liste mit Literaturempfehlungen jenseits des Buddhismus, die ich - rechts in der Spalte unter den Infos zu meiner Person - jeweils am Monatsanfang erneuern will und die einen Teil meiner aktuellen Lektüre wiederspiegelt.   Im "Buddhaland"  fragte gerade ein User, was der Buddhismus zum Selbstmord sage. Den Buddhismus gibt es ja nicht, also ergab sich gleich eine Bandbreite von Antworten. Zwei der intelligenteren stammen von den Usern accinca und Sudhana und verschweigen doch einen Teil der Überlieferung oder sind sich deren Widersprüchen gar nicht bewusst. Schauen wir uns an, was dabei herauskommt. Beide User, obschon der eine Zen vertritt und der andere Theravada, legen offenbar gleichermaßen Wert auf die schriftliche Ü

Gibt es Zen für Agnostiker? (102 kg)

In einem Kommentar zum Blog vom 2. März fragte "Beginner": "Gibt es eine Form des Zen, die auch für Agnostiker verdaulich ist?  ...  Gibt es also eine Form des Zen, die man eher als Philosophie und nicht als Religion auffassen kann? Falls ja, kannst du mir diesbezüglich eine Orientierungshilfe geben? Wer (auch Englisch Sprechende) praktiziert Zen so? Welche Literatur geht in diese Richtung? ...  Ein Konterpart zu 'Kritisierte Lehrer' wäre wirklich hilfreich." Ich will die Gelegenheit zu einer ausführlicheren Antwort nutzen, die noch einmal klar machen dürfte, was mich auch zu diesem Blog bewegt hat. Zunächst ist zu klären, wo man steht. Ich bevorzuge den Begriff "Nicht-Theist". Der Gnosis, so man sie nicht als Geheimwissen versteht (man denke an den klassischen Zen-Satz "Offene Weite, nichts von heilig"), sondern als "Erkenntnis", bin ich nicht per se abgeneigt, auch wenn der Ausdruck religionswissenschaftlich in der Reg

Haiku nach dem Tsunami

Harutsunami sarishi waga mura nomareyuku Frühlingswellen Als sie davonziehen verschlucken sie mein Dorf (SATÔ Kuniko, 79 Jahre, Minamisôma, Fukushima) *** Gareki nomi nokoru furusato yama warau Nur Trümmer sind in meiner Heimatstadt übrig Der Berg lacht (SAITÔ Keisui, 77 Jahre, Yamamoto, Miyagi) *** Aomuke no sentei ni hana chiriyamazu Auf dem Kiel  des gekenterten Schiffes unaufhörlich Blüten (TAKANO Mutsuo, 64 Jahre, Tagajô, Miyagi) *** Haha no koe kikitakute tutsu aomisaki Sie steht auf dem bemoosten Kap und wartet darauf die Stimme ihrer Mutter zu hören (KOWATA Sachiko,, 75 Jahre, Minamisôma, Fukushima) *** Gekishin ni taekishi fubo no haka arau Vater Mutter in wilden Beben wasche ich ihre Grabsteine (TAKAHASHI Aiko, 83 Jahre, Minamisôma, Fukushima) *** Zwischen dem 11. März und 31. August 2011 retteten Soldaten der japanischen Streitkräfte 19.286 Menschen, bargen 9.505 Leichen und

Dazhu Huihai räumt Vorurteile aus

Heute darf Meister Dazhu Huihai (?-788) zu Wort kommen. Das ist der weise Meister, der vom "Drehen des illusionären Rades des Gesetzes", vom "Erlangen des illusionären Nirwana" und vom "Transzendieren des illusionären Kreislaufes von Werden und Vergehen" sprach. Auf die Frage eines Schülers, was er machen solle, wenn er nicht erleuchtet würde, erwiderte Dazhu schlau: "Du bist ja freiwillig nicht erleuchtet, niemand hindert dich daran." Ich hatte Dazhu hier schon mal zitiert, als es um die Definition karmischer Handlungen ging. Dazu zählte er: Die Suche nach dem Eingang ins Nirwana; das Vermeiden von Unreinheit und Festhalten an Reinheit; das Sammeln von Errungenschaften und Nachweisen dafür; das Unvermögen, die völlige Losgelöstheit von allen Regeln und Vorschriften zu erlangen. Für diejenigen, die es nicht glauben wollen und denen ihrer Lehrer/innen was anderes erzählen, nochmal umformuliert: Am Besten Ihr strebt nicht nach Nirwana