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Es werden Posts vom Oktober, 2010 angezeigt.

Ugrapariprcchâ: Der Bodhisattva-Weg (III) -
Bettler

Heute kommen wir zu den schönsten Stellen des Ugra-Sutras. Zunächst die guten Taten des Bodhisattva:    "Unbewegt von Gewinn oder Verlust, Ruhm oder Schande, Lob oder Tadel, Glück oder Leiden*, transzendiert er weltliche Dinge. Er wird nicht arrogant, wenn er Reichtum anhäuft, noch entmutigt, wenn es ihm an Gewinn, Ruhm oder Lob mangelt. Er erfreut sich nicht an falschem Benehmen; da sein Geist nicht darin weilt, beobachtet er nur sein Entstehen. Er tut, was er versprochen hat. (...) Er erwartet keine Belohung für seinen Dienst an anderen und ist dankbar für das, was andere für ihn tun. Er verteilt Reichtum an Arme und beruhigt die Furchtsamen. (...)    Er betrachtet jede Freude an den Objekten der Begierde als unbeständig. Um seinen Körper sorgt er sich nicht, sieht sein Leben als Tautropfen an und seinen Reichtum wie eine Luftspiegelung. (...)    Er denkt daran, die Substanz aus seinem unsubstantiellen Körper zu extrahieren, aus seinem unsubstantiellem Leben und aus seinem unsub

Ugrapariprcchâ: Der Bodhisattva-Weg (II) -
Alkohol

Ein weiteres Kuriosum - und einigen anderen Sutren widersprechend* - sind die Ausführungen zum Alkoholausschank im Ugra-Sutra:    "Dann, wenn der Gedanke, den ganzen Besitz wegzugeben, in ihn dringt, denkt er bei sich selbst: 'Ich sollte denen Essen geben, die hungrig sind, und denen zu trinken, die durstig sind', und er schenkt sogar Alkohol an andere aus. Dabei reflektiert er folgendermaßen: 'Nun ist die Zeit, das Geben zu vervollkommnen. Die Zeit ist gekommen, anderen zu geben, wonach immer sie verlangen. Darum sollte ich so handeln: Nachdem ich auf diese Weise Alkohol an verschiedene Menschen ausgeschenkt habe, sollte ich Achtsamkeit und Bewusstheit in denen erzeugen, die in ihrem Verhalten verlässlich sind.' Und warum dies? All ihre Bedürfnisse zu befriedigen heißt, die Handlung des Gebens eines Bodhisattvas zu vervollkommnen. Darum, oh herausragender Haushälter, wird der Laienbodhisattva, selbst wenn er Alkohol ausgibt, nicht von den Tathâgatas eines Verstoße

Ugrapariprcchâ: Der Bodhisattva-Weg (I) -
Frauen

Lasst uns mal ein bisschen in der "Befragung des Ugra(datta)" lesen. Jan Nattier (übrigens die Frau von John McRae, dem Experten für chinesisches Zen), hat ein sehr lesenswertes Buch inclusive Übersetzung des Ugrapariprcchâ geschrieben, mit einem wahninnig ausführlichen Apparat, den man aber nicht unbedingt braucht, um sich über so manche Textstelle nicht schlecht zu wundern: A Few Good Men (Honolulu 2003). Das Sutra, das hier verhandelt wird, liegt mal wieder nicht vollständig im Sanskrit vor, dafür aber in drei chinesischen Übersetzungen (u.a. von Dharmaraksha alias Chu Fa-hu), einer tibetischen und  indischsprachigen Auszügen in Shântidevas Shikshâmuccaya . Das Sutra wird von Nattier als Bodhisattva-, nicht als Mahayana-Sutra eingestuft, weil es sich nicht explizit vom Hinayana abgrenzt, nicht die "Leere" erörtert, keine Verehrung himmlischer Buddhas und Bodhisattvas kennt (ein schöner Zug, statt Bodhisattvas um Hilfe zu bitten, wird hier auf Selbstverantwortun

Der Zyklon Nargis und Trost im Glauben

Aus (mir unverständlichen) Jugendschutzgründen ist nur in der Nacht zwischen 22 und 6 Uhr online die Doku über die Folgen des Zyklons Nargis zu sehen, der in Burma mehr als 140.000 Menschen das Leben gekostet haben soll. Dieser inoffiziell gedrehte Film ist ein Beispiel für eine gelungene Dokumentation mit Aussagekraft (und Stil) in Bild, Ton und Schnitt. An einer Stelle erzählt eine Mutter, wie sie sich mit ihren beiden Kindern im Arm festhielt und beschloss, dass sie gemeinsam überleben oder in den Fluten untergehen würden. Das erinnerte mich an die Aussage einer deutschen Mutter, die beim Tsunami auf Phuket ebenfalls ihre zwei Kinder in den Armen hielt und sich entschied, eines loszulassen, damit das andere (mit ihr) überleben konnte. In diesen Haltungen gibt es einen feinen Unterschied.    Manche Betroffene erzählten stoisch, wie es ihnen ganze Großfamilien wegschwemmte. Im Tempel, wo sie dem Mönch nachbeteten, kamen ihnen dann endlich die Tränen. Der Tempel bot Trost. Vor ein paa

This Prison Where I Live:
Der burmesische Komiker Zarganar

Seit ein paar Tagen plage ich mich mit dem Gedanken herum, wie ich von Michael Mittermaiers und Rex Bloomsteins Doku "This Prison Where I Live" erzählen soll. Ich habe die Pressevorführung genutzt, um mit der Frau zu flirten, deren blonder Pferdeschwanz vor mir mich wesentlich mehr interessierte als das meiste, was sich auf der Leinwand abspielte. Abgesehen von der teils verrissenen Kamera und einigen wirklich überflüssigen Einstellungen, will uns der Film vor allem die Paranoia spürbar machen, die einen erfasst, wenn man von meist zivilen Schergen einer Militärregierung verfolgt und beobachtet wird - wo man doch nichts anderes möchte, als den Starkomiker Burmas, Zarganar, zu porträtieren bzw. später, nachdem er wegen seiner großen Klappe inhaftiert worden ist, im Gefängnis zu besuchen. Für schräge Witze über die Regierung bekommt man hierzulande einen Preis, in Burma - heute Myanmar genannt - schon mal lebenslänglich. Thema und Bildmaterial reichen dennoch bloß für einen

Yamazaki Ansai:
Shintoismus und Buddhismus

"Yamazaki Ansai (1618-1682) ist in den Darstellungen zur japanischen Philosophie und Geistesgeschichte v.a. als Begründer des Suika-Shintô bekannt; eine der großen Shintô-Strömungen der Tokugawa-Zeit (neben dem Yoshida-Shintô, dem Watarai-Shintô, dem Fukko-Shintô und dem Sannô Ichijitsu Shintô). Während dieser Zeit wandten sich die Shintô-Denker vom Buddhismus ab und den konfuzianischen Lehren zu; daneben prosperierten natürlich auch die konfuzianischen Strömungen (Shushigaku, Yômeigaku, Kogaku, Shingaku, Mitogaku, Setchugaku, Kokugaku)."     Es folgt ein Auszug aus seinem Text „Vermeidung der Irrlehren“ (Byaku´i), wie die Einleitung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Julian Braun. „Die konfuzianischen und die buddhistischen Lehren ähneln sich in vielen Punkten. Aber selbst wenn sich die Übereinstimmungen wie z.B. bei zwei sich äußerlich gleichenden Menschen nicht auf die Erscheinung beschränken, sondern sich sogar auf ihr Bestreben und Gemüt erstrecken, so sind die beiden

Jun Tsuji:
Epikureismus und Buddhismus

Jun Tsuji (1884-1944) war nach der englischen Wikipedia Dadaist, Nihilist, Feminist und noch so einiges andere. Sein Leben war karg, sein Denken wurde u.a. von Tolstoi, Wilde, Voltaire und vom deutschen Philosophen Max Stirner beeinflusst. Nach dem epikureischen Ideal der "Unerschütterlichkeit"  oder Sorglosigkeit (Ataraxie) lebte er als Vagabund auf Wanderschaft und schrieb darüber. In seinem Stück "Tod eines Epikureers" muss der Protagonist sich der fließenden Natur der Dinge (Panta Rhei) stellen, die der Autor in Beziehung zu Stirners "kreativem Nichts" setzt - da die Substanzlosigkeit der Dinge das Potential für Kreativität und Wandel enthalte.    Tsuji verfiel zunehmend dem Alkohol, und doch ist es kein Wunder, dass er sich auch dem Buddhismus über Shinran und den Jôdo Shinshû-Klassiker "Tannishô" näherte, der Dialoge enthält, die dessen Schüler Yuien mit Shinran führte. Fortan gab Tsuji das Schreiben auf und zog als Shakuhachi spielender

Pyrrhonismus und Buddhismus

"Pyrrhonismus ist die Bezeichnung für eine Variante des Skeptizismus, die auf den antiken griechischen Philosophen Pyrrhon von Elis (ca. 365/360 v. Chr. – ca. 275/270 v. Chr.) zurückgeht. Der Pyrrhonismus, auch 'pyrrhonische Skepsis' genannt, ist die älteste in Europa entstandene Form des Skeptizismus. Seine Anhänger werden Pyrrhoneer (seltener Pyrrhoniker) genannt." So definiert Wikipedia. In einem Essay der aktuellen Ausgabe des Journal of Buddhist Ethics werden die Parallelen zum indischen Buddhismus aufgezeigt.    In einem weiteren Artikel wird Ugo Dessis Buch   "Ethics and Society in Contemporary Shin Buddhism" besprochen, dass einen guten Überblick über führende Denker des "Reine-Land-Buddhismus" gibt. Erwähnt werden darin u.a. der Widerstand der Shin-Buddhisten gegen die staatliche Unterstützung des Yasukuni-Schreines, in dem auch Kriegshelden verehrt werden, oder ihr Einsatz für Lepröse und gesellschaftliche Außenseiter (burakumin)

Bhante Dhammikas Buddhismus-Lexikon

Bhante Dhammika hat sein englischsprachiges Lexikon "Buddhismus von A-Z" mit den ersten 500 Einträgen online gestellt. Einer der Gründe, warum ich seinen Blog nicht mehr verlinke, ist solch unsägliches Geschwafel wie unter dem Stichwort "Prostitution" (auch wenn man ansonsten viel vom Bhante lernen kann). Hier schreibt mal wieder - wie so oft - ein Mönch, der nicht weiß, wovon er spricht (im Gegensatz zum Seung Sahn darf ich das hier mal annehmen): Prostitution in Anspruch zu nehmen sei "schäbig" (sordid) und "unerquicklich" (unedifying) [???], und verstoße gegen die erste und dritte Regel, weil man jemanden "sexuell ausbeute". Der Feminist im Mönchsgewand. Leider bemerkt er gar nicht, dass die von ihm selbst  erwähnte Kurtisane Ambapâli nicht nur einst den Buddha unterstützte, sondern dies nur aufgrund ihrer verfickten Existenz tun konnte ...    Glücklicherweise war ich mal dabei, als sich spät am Abend der Bhante mit seinem Gastg

D.J. Khyentse: Weshalb Sie KEIN Buddhist sind

Heute war ich in der Bibliothek der philosophischen und theologischen Hochschule St. Georgen, die an der Stadtgrenze zu Offenbach liegt. Eine Regelung der Fernleihe besagt, was noch im Stadtgebiet des Entleihers eingesehen werden kann, das soll er bitteschön dort lesen. Während ich dort also auf "The Zen Canon" von Steven Heine wartete, konnte ich mir ein Werk durchlesen, das ich wiederum aus der UB Frankfurt über die Fernleihe bekommen und nach St. Georgen mitgenommen hatte und das mir von ein paar Seiten empfohlen worden war. Ein Fehler.    Der Autor von Weshalb Sie kein Buddhist sind , Dzongsar Jamyang Khyentse, ist Bhutanese, Jahrgang 1961, bekannt als Regisseur von "Spiel der Götter" und in seiner Heimat Oberhaupt des Dzongsar-Klosters und für ca. 1.600 Mönche verantwortlich. Bis zur Lektüre seines Buches hatte ich noch einige Hoffnung auf den bhutanesischen Zweig des Buddhismus gesetzt, nun ist sie dahin. Der Knackpunkt sind die "Gefühle", z ag bc

Diamant-Sutra neu erschienen (Verlosung)

Der International Zen Temple e.V. Berlin hat das Diamant-Sutra auf Spendenbasis neu herausgebracht, in Englisch-Deutsch auf gegenüberliegenden Seiten, hinten auch mit dem chin. Originaltext und ausführlichem Glossar, alles in schöner gebundener Form. Ich habe dafür, dass ich meinen Verlagsnamen auf dessen Wunsch zur Verfügung stellte, einige Exemplare erhalten, und verlose nun drei davon. Ansonsten bitte ich, diese Botschaft zu verbreiten und auf den möglichen Erwerb direkt beim Zen-Tempel hinzuweisen. Es sollten aber keine "Massenbestellungen" dort eintreffen (wenn man fair bleibt, würde das Buch im Laden seine 15,- Euro kosten, dort ist es aber wie gesagt nicht zu haben). Ich bin ansonsten nicht mit dem Tempel verbunden und kann darüber keine Auskunft geben. Wer eine Ausgabe dieses Diamant-Sutras haben möchte, schreibe im Kommentar, 1) welches buddhistische Buch (Sutra, Sachbuch etc.) endlich mal auf Deutsch erscheinen sollte, oder 2) welches das wichtigste buddhistische

Der seltsame Seung Sahn

Im Johannes Herrmann Verlag sind inzwischen drei Bücher des koreanischen Zen(Seon)-Lehrers Seung Sahn erschienen. Zunächst versprach mir die Lektüre Vergnügen, als ich las: "Wenn du keine Art von Geist bewahrst und nur die Richtung hast, alle Wesen zu retten, dann sind Gelübde nicht notwendig ...", doch bei weiterem Lesen wurde mir dann etwas bange, und das unten stehende Filmchen mag belegen, wieso. Seung Sahn (1927-2004) gehörte dem  zölibatären Chogye-Orden an, von dem ich mal einen kleinen (Co-)Übersetzerpreis fürs "Jikji" erhielt, das Fragment einer Koan-Sammlung, das nicht nur Weltkulturerbe ist, sondern auch das älteste aus beweglichen Metall-Lettern gedruckte Buch. In letzter Minute brachten die Koreaner im Jahr 2005, damals Gastland, eine englischsprachige Jikji-Übersetzung auf die Buchmesse, nachdem ich meine deutsche aus eigener Tasche finanziert hatte. Der (Geld- und Sach-)Preis des Chogye-Ordens kam mir wie ein billiges Trostpflaster vor. Leser finde

Weisheiten Suzuki Roshis (II)

Eine Schülerin vertraute Suzuki Roshi ihre große Liebe zu ihm an, und dass diese sie verwirre.    "Mach dir keine Sorgen", meinte der Roshi, "du darfst dir alle Gefühle für deinen Lehrer erlauben, die du willst. Das ist in Ordnung. Ich habe genug Disziplin für uns beide." *** Bei einem Vortrag über das Verbot berauschender Substanzen überraschte Suzuki Roshi mit dieser Deutung: "Dies bedeutet, den Buddhismus nicht zu verkaufen. Nicht nur Alkohol, auch eine spirituelle Lehre kann berauschen." *** Ein junger Mann fragte Suzuki Roshi, was er von LSD hielte.    Dieser antwortete: "Erleuchtung ist kein Bewusstseinszustand." ("Enlightenment is not a state of mind.") (nach: David Chadwick: Zen is Right Here. Boston 2001)

Weisheiten Suzuki Roshis (I)

Einmal sagte Suzuki Roshi: "Wir sollten Zazen wie jemand praktizieren, der stirbt. Für so einen gibt es nichts mehr, worauf er sich verlassen könnte. Wenn ihr diese Art von Verständnis erlangt, wird euch nichts mehr an der Nase herumführen." *** Einmal fragte ein junger Mann den Suzuki Roshi: "Was sollte ein Zen-Übender eigentlich in seiner Freizeit machen?"    Verblüfft schaute ihn Suzuki Roshi an und wiederholte die Frage. "Freizeit?" Er wiederholte es noch einmal und fing dann laut zu lachen an. *** Ein Schüler Suzuki Roshis bekam nach eineinhalb Jahren Übung ein Privatgespräch. Er sagte: "Ich halte es nicht mehr aus, ich werde hier weggehen."    Suzuki Roshi meinte: "Du versuchst es und versuchst es und du scheiterst, und dann - gehst du noch tiefer."

Von Göttern und Menschen

Heute sah ich vorab den Film "Des Hommes et des Dieux" , der auf einer wahren Begebenheit in den 90er Jahren beruht. Er handelt von einer Trappistengemeinschaft in Algerien, in deren Kloster einheimische Dorfbewohner medizinisch behandelt werden und das Nebeneinander von muslimischem und christlichem Glauben kein Problem zu sein scheint. Als Terroristen den Abt bedrängen, kann dieser sogar aus dem Koran zitieren. Da dort später einer der Terroristen behandelt wird und der Abt beim Tod ihres Anführers auch für diesen betet, zieht er sich den Zorn des Militärs auf sich. Schließlich werden unter bisher ungeklärten Umständen die meisten Mönche des Klosters entführt und - nachdem Austauschverhandlungen mit der französischen Regierung gescheitert sind - enthauptet. Bis heute wird die Frage aufgeworfen, ob nicht das algerische Militär für diesen brutalen Akt verantwortlich sei, und anlässlich des Filmes, der in Frankreich die Kinocharts anführte, hat Sarkozy die Angelegenheit nun zu

Die Unterschiede in Religionen

Heute las ich auf der Facebook-Seite zu "1Q84", dem neuen Roman von Haruki Murakami, dass dieses Buch das meistgeklaute der diesjährigen Buchmesse sein dürfte und auch ansonsten ganz schön am Stand seines deutschen Verlages gerippt wurde. Das hat mich irgendwie amüsiert. Seit Jahren erlebe ich den Verlag DuMont als den unfreundlichsten auf der Buchmesse. Es gab noch Zeiten, da konnte man gar keine Bücher dort kaufen, jetzt schenkten sie einem am verkaufsoffenen Sonntag, dem letzten Messetag, gerade mal 30 Prozent. Ich war aber eigentlich auf Tauschtour und hatte kiloweise Romane aus meinem Verlag dabei (in den letzten Jahren klappte das, in bescheidenerem Umfang, auch mit Sawaki-Büchern). Die Festangestellten bei DuMont hielten gar nix vom Tauschen, eine Praktikantin nahm Reißaus und hatte die gleiche schlechte Laune, und ich musste schließlich feststellen, dass meine Knete nicht für Mariana Leky, sondern "nur" für Michel Houllebecq reichte. Zum Stehlen ließ ich mic

Stephen Batchelors Bekentnisse

Vor ein paar Tagen hatte ich etwas Zeit, die in buddhistischen Kreisen viel diskutierten Bekenntnisse eines ungläubigen Buddhisten von Stephen Batchelor intensiv querzulesen. Das heißt, ich habe mir einen Überblick verschafft, ohne jede Zeile gelesen zu haben. Der Autor lässt sein Leben als Buddhist und verschiedene Lehrer Revue passieren. Einige Passagen hätten von mir sein können, will ich mal unbescheiden behaupten, in denen er nämlich logisch herleitet, was seine Zweifel an der Karma- und Wiedergeburtslehre begründet. Im Unterschied zu mir hat Batchelor sich in zehn Jahren als Mönch auch den Frust angetan, die eigenen Lehrmeister in ihren beschränkten Gedankengebäuden gefangen zu sehen. Einer davon war Geshe Rabten, der den "Beweis" für die Wiedergeburt in die subjektive Erfahrungsebene verwies. Batchelor fragte sich damals zweifelnd, wie ohne Wiedergeburt ein Kreislauf von Geburt und Tod möglich sei, man könne doch ohne Wiedergeburt "mit Mord davonkommen". Ra

Senryu

[Ich habe alle meine Senryu (Haiku mit komischer Note), die verstreut in diesem Blog standen, zusammengefasst. (08/19)] Verschmutzter Tümpel. Frecher Frosch sitzt still grinsend. Mein letzter Wurf – plong! * Schmutzige Taube so dicht vor meinen Füßen – willst du Ball spielen? * Von Baum zu Baum schwingt verliebtes Eichhörnchenpaar wie Tarzan und Jane. * Sonnenblumenkern, bist du lieber im Menschen- oder im Sperlingsbauch? * Shin macht sich Sorgen: Ikkyu reitet den Ochsen wieder freihändig ... * Schnee bedeckt mein Haupt. Ha, ha! Mir geklauter Schirm war eh schon kaputt. * Fettiger Glatzkopf – wird warmer Sommerregen Haar sprießen lassen? * Nachbars Toyota überrollt meine Füße: Nichts ist unmöglich. * Weihrauchstäbchenrauch vom Altar zwingt zum Hüsteln. Deshimaru grinst. ***

Der Buddha im Weinkeller

Als ich mir gerade einen Martini gönne (nicht geschüttelt, doch ein klein wenig gerührt, nämlich von Clint Eastwoods Nelson Mandela- und Rugby-Film "Invictus" [endlich hab ich die Regeln kapiert]), ruft meine Mutter an. Am verkaufsoffenen Sonntag (gestern) gäbe es im architektonischen Glanz- und Glasstück MyZeil auf Frankfurts Einkaufsmeile eine Buddha-Ausstellung. Ich fuhr dort also mit der Rolltreppe nach oben, weil ich dachte, die Exponate seien sicher auf alle Stockwerke verteilt, und oben sei ja am meisten Platz. Natürlich waren sie im Erdgeschoss. Und nanu, was seh ich da - die Buddhas aus Myanmar und Thailand sitzen alle in vollem Lotussitz! Ich reibe mir die Augen, schaue mir die Tafeln an,  wonach die thailändischen Figuren aus der Ayutthaya-Epoche (1351-1767) stammen. Wenn ich daran denke, wie lange es dauerte, bis ich beim Goldhändler in Pattaya vor zehn Jahren meinen Buddha-Anhänger in vollem Lotussitz gefunden hatte ("Not Thai style", meinte der Verkäuf

Bankei - Honshin no Uta (III)
Das Lied vom ursprünglichen Geist

Heutzutage schere ich mich nicht darum,    die ganze Zeit erleuchtet zu sein. Die Folge davon ist, dass ich morgens aufwache    und mich gut fühle! Für das Heil der Welt zu beten,    oder für deine eigenen selbstsüchtigen Wünsche, bedeutet nur, mehr und mehr Selbstzentriertheit    und Arroganz anzuhäufen. Auch ich bin nun des Betens fürs Seelenheil müde, ziehe nur gelassen umher, lasse den Atem kommen und gehen. Stirb - dann lebe Tag und Nacht inmitten der Welt! Wenn du dies tust, kannst du die Welt in deinen Händen halten. Es sind die Buddhas, die ich bedaure: bei all dem Schmuck, den sie tragen, müssen sie ganz geblendet sein. Es ist noch zu früh für dich, ein Buddha im Tempelschrein zu werden. Mach dich zu einem Deva-König*, der draußen vorm Tor steht! Wenn du nach dem Reinen Land suchst    und eine Belohnung für dich erstrebst, wirst du dich am Ende von Buddha verachtet finden. Die Menschen haben von Anbeginn keine Feinde, du schaffst sie selbst, indem du

Bankei - Honshin no Uta (II)
Das Lied vom ursprünglichen Geist

Nur der ursprüngliche Geist existiert in Vergangenheit und Zukunft, die fließende Welt wird vergehen. Nichts wird bleiben, überhaupt nichts. Dies ist Bedeutung von "lebendiger Tathagata". Den Dämonengeist hast du selbst erzeugt, wenn er dich gnadenlos quält, bist nur du daran schuld. Handelst du falsch, wird dein Geist zum Dämon, es gibt keine Hölle außerhalb davon. Die Hölle verabscheuen und sich nach dem Himmel sehnen, heißt sich in einer freudvollen Welt leiden zu machen. Du denkst es sei gut, das Böse zu hassen, doch was böse ist, das ist der hassende Geist selbst. Gutes, sagst du, heiße Gutes zu tun, doch schlecht ist tatsächlich der Geist, der dies denkt! Rolle Gut und Schlecht gleichermaßen zu einer Kugel, wickel sie in Papier und wirf sie weg - vergiss sie! Mysterien und Wunder - so was gibt es nicht! Doch wenn du nicht verstehst, ist die Welt voller seltsamer Dinge. Dies ist das Gespenst, das täuscht, das uns die falsche Welt für wirklich halte